Gehalten auf der “a monday without you”-Demo am 7. November 2016.
Liebe Anwohner*innen, Nachbar*innen und Passant*innen,
Wir befinden uns hier vor der Großen Fleischergasse 4, einem beliebten Treffpunkt von Neonazis, rechten Hooligans und Legida-Anhängern.
Hier sitzt unter anderem die “Metropolis Table Dance Bar”. Sie gehört dem Leipziger Gastronomie-Unternehmer Andreas Scharf, der einige weitere Gaststätten und Bars in Leipzig betreibt.
Die “Metropolis Table Dance Bar” sponsort die rechten Kampfsport-Events der “Imperium Fighting Championship”. In der benachbarten “Haifischbar” konnte man Tickets für diese von Neonazis mitveranstaltete Kampfsportreihe erwerben. Auch der Vorläuferveranstaltung “Sachsen kämpft”, die von Neonazis federführend organisiert wurde, diente die “Haifischbar” im Jahr 2013 als Vorverkaufsstelle.
Während vergangener Legida-Aufmärsche war die Große Fleischergasse 4 mehrfach Treffpunkt von Neonazis. Schon vor dem ersten Legida-Aufmarsch im Januar 2015 trafen sich hier hunderte rechte Fußballfans, um gemeinsam zum Startpunkt von Legida zu ziehen. Bei späteren Legida-Aufmärschen gingen von hier mehrfach organisierte Angriffe auf Gegendemonstranten aus. Daran waren bekannte Neonazis beteiligt.
Auch die “Hells Angels” sammelten sich während eines Legida-Aufmarschs im September 2015 vor der Großen Fleischergasse 4, um Gegendemonstranten zu bedrohen.
Auch die Sicherheitsfirma “Pro GSL” saß lange Jahre in der Großen Fleischergasse 4. Sie sponsorte ebenfalls die von Neonazis mitveranstaltete und besuchte “Imperium Fighting Championship”. Die Pro-GSL-Geschäftsführer Tobias B. und Oliver R. waren im Sommer Thema im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Ein Zeuge sagte dort aus, einer der beiden Männer habe einst einen Schlüssel zum Büro des NSU-Unterstützers Ralf Marschner gehabt. Weil der Zeuge Marschners Computer, auf dem später die Erkennungsmelodie des NSU gefunden wurde, in seinem Besitz hatte, habe Oliver R. ihn damals bedroht.
Den selben Oliver R. präsentierte das völkisch-rassistische Legida-Bewegung im Januar 2015 als “Sicherheitschef”. Auch sein Firmenkollege Tobias B. tauchte am Rande von Legida auf – zusammen mit anderen altbekannten Neonazis wie Riccardo Sturm und Kevin D.
Der Pro-GSL-Geschäftsführer Tobias B. war auch am Nazi-Angriff auf Connewitz am 11. Januar 2016 beteiligt. Zu den rund 250 Neonazis und rechten Hooligans, die Passanten verletzten und einen Straßenzug verwüsteten, gehörten auch Protagonist*innen der “Imperium Fighting Championship”, deren Eintrittskarten in der Großen Fleischergasse 4 angeboten werden.
Vor zwei Jahren verlegte die “Pro GSL” ihren Sitz in die Käthe-Kollwitz-Straße 1 – zumindest auf dem Papier. In Wirklichkeit ist die Firma immer noch in der Großen Fleischergasse 4 erreichbar. Geschäftsführer Tobias B. geht hier nach wie vor ein und aus.
Die Große Fleischergasse 4 ist ein Ort, an dem Neonazis willkommen sind, an dem sie sich versammeln und organisieren können, und von dem sie auch finanziell profitieren. Das wollen wir nicht länger hinnehmen!